Der Vertrag von Versailles verbot 1918 in Deutschland das Fliegen mit Motorflugzeugen. Durch dieses Verbot rückte die Entwicklung des Segelflugs in Deutschland in den Vordergrund. Viele Segelflugplätze entstanden in den folgenden Jahren. Das bekannteste und geschichtsträchtigste Segelfluggelände ist wohl die Wasserkuppe in der Rhön.

Einweisung am Schulgleiter SG38

Aber nicht nur an der Wasserkuppe sondern auch am Saarmunder Berg, ca. 20 km südwestlich von Berlin, entstand in den 20er Jahren ein Segelfluggelände.

Die ersten Starts erfolgten ausnahmslos in Form von Gummiseilstarts. Zwei Gummiseile, an denen das Segelflugzeug eingehakt war, wurden V-förmig vor dem Flugzeug ausgelegt. Zum Start wurden diese Gummiseile von der Ausziehmannschaft, den sogenannten “Gummihunden”, gespannt, um dann das Segelflugzeug vom Berghang aus gegen den Wind in die Luft zu katapultieren.

Generationen von Segelfliegerinnen und Segelfliegern wurden am Saarmunder Berg so die ersten “Luftsprünge” beigebracht.

Kranich II Startplatz

Von 1933 bis 1944 fand die segelfliegerische Ausbildung im Rahmen der Hitler-Jugend (HJ) statt. Die Luftsportler waren im Nationalsozialistischen Fliegerkorps (NSFK) organisiert.

Neben dem Gummiseilstart gewannen Winden- und Flugzeugschlepp als Startarten an Bedeutung.

Die „Meise“ am Start

Auch nach dem Zweiten Weltkrieg, zu DDR-Zeiten, wurde das Gelände am Fuße des Eichbergs und des Saarmunder Bergs für den Luftsport genutzt, und zwar im Rahmen der luftsportlichen Aktivitäten der Gesellschaft für Sport und Technik (GST). Zunächst entwickelte sich auf dem Flugplatzgelände der Modellflugsport. 1957 wurde dann der Segelflugsport wieder aufgenommen. Die Ausbildung der jungen Pilotinnen und Piloten erfolgte, wie vor dem Krieg, vorwiegend auf dem SG 38. Der Gummiseilstart war in den ersten Jahren des Flugbetriebs die gängige Startart in der Ausbildung.

Luftaufnahme des alten Holz-Hangars

Der vor dem Krieg errichtete und nach dem Krieg abgebrannte Hangar aus Holz wurde 1956/57 durch ein massives Gebäude an gleicher Stelle ersetzt.

Nachdem 1979 ein Segelflieger von Saarmund aus die DDR durch einen Flug nach West-Berlin verlassen hatte, durfte auf dem Flugplatz aus “Sicherheitsgründen” kein Segelflugsport mehr betrieben werden. Das Flugplatzgelände wurde von der GST fortan fliegerisch nur noch für den Modellflug genutzt. Seine Widmung als Flugplatz verlor es aber nicht.

Durch die Aktivitäten der im Juli 1990 gegründeten Luftsportvereinigung Milan Saarmund e.V. konnte unmittelbar nach der Wende am Saarmunder Berg wieder aktiv Flugsport – vom Modellflug bis zum Motorflug – ausgeübt werden.

1993 wurde von der Gemeinde Saarmund die Flugplatz-Betriebsgesellschaft Saarmund mbH (FBS) gegründet, die heute den Flugplatz betreibt.

Im Jahr 1994 wurde das Flugplatzgelände von der Treuhandanstalt der Gemeinde Saarmund kostenlos übereignet, mit der Auflage, es ausschließlich für luftsportliche Zwecke zur Verfügung zu stellen.

1997 erhielt der Flugplatz Saarmund mit der Kennung EDCS eine neue luftrechtliche Genehmigung nach § 6 LuftVG.

Im südlichen Bereich des Flugplatzes sind in den Jahren nach 1997 weitere Hallen für Flugzeuge und Luftsportgeräte errichtet worden. In den letzten Jahren hat sich der Flugplatz Saarmund zu einem kleinen Zentrum für den Flugsport entwickelt – vom Modellflugsport über das Gleitschirmfliegen und die Ultraleichtfliegerei bis zum Motorflug sind fast alle Luftsportarten auf dem Flugplatz Saarmund vertreten.

Die Segelflieger*innen haben jedoch wegen der für den Segelflugsport durch die Eröffnung des BER zu erwartenden Einschränkungen den Flugplatz Saarmund Anfang 2016 verlassen und sich auf dem Flugplatz Reinsdorf neu angesiedelt. Damit ging eine fast 100jährige Segelflugtradition auf dem Flugplatz Saarmund zu Ende.